Michael Rippl
Michael Rippl ist mit seiner Sofortbildkamera nie in der “echten Welt” unterwegs. Seine Motive haben alle schon mindestens einen medialen Filter durchlaufen bevor Rippl sie mit seinem Medium untersucht. Dabei spielt er sehr überlegt mit den kulturellen Konnotationen verschiedener Formen der Bildfindung. Er arbeitet die ambivalente Wirkweise des Sofortbildes heraus, indem er die malerische, verzerrende Bildästhetik des Polaroids der scheinbar unmanipulierbaren Unmittelbarkeit des Sofortbildes gegenüber setzt. Das Polaroid, in seiner spezifischen ästhetischen Erscheinung tut also gar nicht erst so, als wäre es echt, als könne es Wirklichkeit abbilden. Es distanziert sich über seine Rohheit vom Motiv. Andererseits atmet kein anderes fotografisches Material so sehr den Hauch des authentischen. Es muss so gewesen sein! Seine Motive, die dem Fernsehen, Fotografien oder digital generiertem ausgangsmaterial entnommen sind, werden durch seine Bearbeitung “echter”.
Obwohl, zu recht, in Frage gestellt werden kann, ob die Bezeichnung “Fotografie” für Michael Rippls Bilder zutreffend ist, so beschäftigt er sich doch zweifelsfrei mit der zentralen Frage der Fotografie, nämlich der Frage nach Echtheit, Originalität und Authentizität.
Gleichzeitig reduziert er seine Motive auf ihren allgemeingültigen Gehalt. Er entfernt aus seinen Fotografien jeden dokumentarischen Moment und kondensiert die Bilder auf ihren symbolischen Wert. Die Illusion ist das zentrale Thema der arbeiten Michael Rippls. Unsere Erwartung an Malerei im Gegensatz zu unseren Erwartungen an Fotografie spielt Rippl gegeneinander aus, und wirft uns auf unsere Täuschbarkeit zurück. Gleichzeitig verführt er uns durch eine Ästhetik, in deren Struktur wir uns verlieren.
©Franziska von den Driesch 2014